Über uns

Im Rahmen der Gastdozentur werden Verbindungen zwischen einer Kritik an Industrialisierungsprozessen, einem ökologischen Bewusstsein und der Sorge um Ressourcenknappheit in den 1970er und 1980er Jahren in Europa und dem Engagement von Architekturschaffenden in Entwicklungspolitiken erforscht.

Die vielschichtige Einbindung der Architektur in Entwicklungsarbeit – wobei Architektur sowohl als strategisches Instrument als auch als Objekt der Entwicklung fungierte und als Disziplin und Diskurs aktiv am Entwicklungsdiskurs teilnahm sowie koloniale Narrative fortschrieb – scheint eine intensive Auseinandersetzung mit energieeffizienten Bautechnologien und alternativen Ökonomien innerhalb der europäischen Architekturdiskurse beeinflusst zu haben. Angesichts ökologischer Krisen glaubten Architekturschaffende, wertvolle Lehren nicht nur aus der Realität in sogenannten "Entwicklungsländern" ziehen zu können, sondern auch aus einem imaginierten Bild von ''nicht-industrialisierten Ländern" und deren vielfältigen Alternativen, die sich westlichen Ideologien des wirtschaftlichen Profits, des Konsumdenkens und der industriellen Modernisierung widersetzen. Wie bildeten sich Entwürfe nachhaltiger architektonischer Praktiken in der Auseinandersetzung von Architekt:innen mit verschiedenen Formen des Wissens, des Transfers, des Verständnisses von und der Kritik an Entwicklung?

Dr. Frederike Lausch ist Architekturhistorikerin und Mitgründerin des Center for Critical Studies in Architecture (CCSA). Ihre Forschung zu politischen Implikationen architektonischer Diskurse und Theorien im 20. Jahrhundert umfasst die Untersuchung, wie die Beziehung zwischen Architektur und Politik in zeitlich definierten und lokalisierten Diskursen gedacht wurde, welche Möglichkeiten und Grenzen die Disziplin dabei als politischer Akteur besaß und wie sich Architekt:innen, Architekturtheoretiker:innen und historiker:innen in Bezug auf Politik positionierten. Angesichts der Komplexität von Geschichte und der Herausforderungen, die mit der Konstruktion historischer Narrative verbunden sind, setzt sie Diskursanalyse, Archivrecherche und Oral History als Methoden ein, um Kontroversen, Ambivalenzen und multiple Perspektiven auf die Geschichte zu erfassen.

Ihre Dissertation ist eine Studie über den ambivalenten Einfluss der "French Theory" auf den US-amerikanisch geprägten Architekturdiskurs der 1990er Jahre. Anhand einer Diskursanalyse der Publikationen der Anyone Corporation zeigte sie, wie Architekturschaffende die Theorien von Gilles Deleuze und Félix Guattari von ihrem politischen Impetus loslösten, die gesellschaftspolitische Verantwortung von Architektur minimierten und Philosophie als Distinktions- und Identitätskonstruktionsmaschine nutzten.

In einem Forschungsprojekt, das 2019 am Deutschen Architekturmuseum durchgeführt wurde, beschäftigte sie sich mit der Nachkriegsrezeption von Architektur im Nationalsozialismus. Durch intensive Archivrecherche rekonstruierte sie einen bislang weniger beachteten Diskurs der 1970er Jahre über die Rolle der Architekturdisziplin während der NS-Zeit und die Frage, ob eine Gefahr eines zeitgenössischen Faschismus in der Architektur bestehe. Im Zentrum steht die Figur Max Bächer, seine Auseinandersetzung mit Albert Speer und sein gescheiterter Versuch, ein Buch über Faschismus und Architektur zu schreiben.

Derzeit beschäftigt sie sich mit Architektur im entwicklungspolitischen Kontext und untersucht das von den Architekt:innen Yona Friedman und Eda Schaur gegründete und von der United Nations University und der UNESCO finanzierte Communication Centre of Scientific Knowledge for Self-Reliance (CCSK).
 

Kontakt

Dr. Frederike Lausch
Dozentin am Departement Architektur
  • HIL D 72.3
  • lausch@arch.ethz.ch

Gastdoz. Architekturtheorie gta
Stefano-Franscini-Platz 5
8093 Zürich
Schweiz