Am Opernhaus Zürich. Repräsentation und Nutzung der öffentlichen Räume
Maria-Theresa Lampe, 2024

Zwischen Stadt und Bühne spannt sich am Opernhaus Zürich ein Raum des Übergangs von öffentlich zu privat auf. Dieser wird heute anders genutzt als zur Zeit seiner Entstehung vor 133 Jahren. Während damals räumlich und symbolisch eine liberale aber geschlossene Gesellschaft repräsentiert wurde, strebt man heute eine Öffnung
der Institution für die breite Stadtbevölkerung an. Öffentliche Innenräume werden vom Opernhaus Zürich und vielen anderen kulturellen Institutionen als architektonisches Mittel angesehen, diese Strategie umzusetzen. Doch nicht nur die baulichen Merkmale, sondern auch die gelebten Verhaltensweisen formen diese Räume und stehen in einer konstanten Wechselwirkung.
In der Stadtforschung ist diese Wechselwirkung zwischen Nutzung und Gestalt des öffentlichen Raumes Gegenstand von wissenschaftlichen Analysen. Soziologen wie Martina Löw und Richard Sennett untersuchen unter diesem Gesichtspunkt die Herstellung von Räumen. Auch deren Grenzen werden als wichtige trennende oder verbindende Elemente dargelegt, sie stehen jedoch nie im Zentrum der Betrachtung.
Die öffentlichen Räume und Innenräume am Opernhaus Zürich bilden zusammen solch eine Grenze. Als Übergangsräume und Orte des Austausches werden sie in dieser Arbeit in den Fokus gerückt und ihre aktuelle Situation dokumentiert. In der zweijährigen Beobachtung des Ortes entstanden zahlreiche Protokolle und fotografische Aufnahmen, welche unterschiedliche Momente des Ortes festgehalten haben. Diese werden im ersten Teil der Arbeit ausgewertet. Der zweite Teil der Arbeit befasst sich mit der geschichtlichen Entwicklung und dem Wandel der planerischen Absichten, die zur baulichen Herstellung der Räume des Opernhauses und der Umgebung geführt haben. Aus phänomenologischer und geschichtsanalytischer Perspektive ging die Arbeit so der Frage nach: Wie wirken Handlungen und gebaute Strukturen aufeinander ein?
Die Arbeit zeigt, welche Übergangsräume heute relevant sind und wo sich ungenutztes räumliches Potenzial befindet, welches für eine grössere Öffnung der Institution aktiviert werden könnte. Die Gegenüberstellung der historischen Herstellungsmotive der Räume und ihren sozialen Auswirkungen bestätigt zudem, dass nicht primär bauliche Massnahmen die Öffentlichkeit in die Schwellen- oder Übergangsräume ziehen, sondern vielmehr Angebote und Möglichkeiten zur Nutzung.