Zentrum Regensdorf. Kapazität einer klassisch modernen Konzeption der Nachkriegsarchitektur
Thomas Birchmeier, 2023

«Eine Stadt von morgen» war in den 1960er Jahren die Vision der kommunalen Behördenvertreter und der privaten Projektentwickler der Ernst Göhner AG für die Planung eines neuen Stadtzentrums in Regensdorf, welches neben Wohn- und öffentlichen Nutzungen auch ein Einkaufszentrum und eine Hotelanlage aufweisen sollte. In der Zeit des Wirtschafts- und Baubooms und einer damals prognostizierten vierfachen Zunahme der Einwohner*innenzahl sollte nahe dem alten Dorfkern, dank grosszügiger Bereitstellung von Landreserven der Gemeinde, das sowohl bäuerlich als auch industriell geprägte Dorf zur Zentrumsstadt des Furttals verschmelzen.
Der heutige Eindruck des Zentrumsareals, im Besonderen des Zentrumsplatzes, zeugt aber eher von Stillstand, als dass eine Entwicklung zum städtischen Nukleus stattgefunden hätte. Es fehlt die intendierte urbane Atmosphäre vor allem im Aussenraum. Seit der Eröffnung des Zentrums Regensdorf 1973 steht die Entwicklung der privat-kommerziellen Nutzung des Einkaufszentrums im krassen Gegensatz zur Entwicklung der öffentlich-kommunalen Nutzung des Zentrumsplatzes. Doch ist beim Augenschein das Potenzial, welches dieser städtebaulichen Anlage innewohnt, spürbar. Dieses Potenzial anhand des Begriffs der «Kapazität», welcher von Christian Norberg-Schulz bereits in den 1960er Jahren für die Architektur neu geprägt wurde, aufzuzeigen, ist ein wesentlicher Aspekt dieser Arbeit.
Die klassisch moderne Konzeption der Nachkriegszeit, wie sie auch beim Zentrum Regensdorf zur Anwendung kam, wird oft für gescheitert erklärt und entsprechend verschmäht. Sie eignet sich jedoch, so die These dieser Arbeit, mit ihrer offenen Funktionalität, ihrer strukturellen Flexibilität und ihrer räumlichen Grosszügigkeit als Rahmenwerk für die städtebauliche und architektonische Weiterentwicklung und kann vielfältige Eigenschaften und Aufgaben auch in Zukunft in sich aufnehmen. Sie besitzt die «Kapazität» dazu.