Uterus-Architekturen - Ein Organ evoziert Bauten
Justina Mangels, 2023

Menstruationshäuser sind bis heute weltweit an dezentralen, traditionsbewussten Orten auffindbar. Frauen gelten während ihrer Menstruation als unrein und unheilstiftend und damit als Quelle unheilvoller Ereignisse, die durch eine Isolation abgewandt werden.
Meine Abhandlung analysiert die Architektur eines Menstruationshauses, genannt Bashali, der indigenen Kalasha im Hindukusch Pakistans, das von einer griechischen Nichtregierungsorganisation gebaut wurde. Die Architektur wird durch das indigene Tabu aus Furcht evoziert. Die Analyse ergründet, inwiefern das westliche, schambehaftete Menstruationstabu aus Anstand Einfluss auf die Gestaltung nimmt.
Tabus schützen vor Entmachtung, dienen dem Erhalt des vorherrschenden Systems und fungieren wie ein Korsett, das eine Gesellschaft zusammenhält, sichert und zeitgleich die tabuisierten Personen einschränkt. Daher geht es in einem weiteren Betrachtungsrahmen um die Darstellungen von Machtausübung auf den Uterus aus einer existenziellen, gesellschaftlichen Notwendigkeit heraus: dem Selbsterhalt. Hierzu werden gesellschaftshistorische Momente erfasst, die mit der Entstehung der Architekturen in Korrelation stehen.
„Uterus-Architekturen“ als ein von mir erfundenes Leitwort, dient dabei die Architekturen zu definieren und zu begrenzen, indem diese einer temporären Nutzbarkeit zwischen Menarche und Menopause unterliegen und somit eine direkte Verbindung zum fruchtbaren weiblichen Körper aufweisen.
Die Betrachtung ist Teil der Geschlechterforschung und bildet eine neue Perspektive
über die gesellschaftliche Einflussnahme auf den reproduktiven weiblichen Körper in Verbindung zur Architektur. Eine architekturtheoretische Auseinandersetzung zur speziellen Gebäudetypologie der Menstruationshäuser ist bisher unzulänglich erfolgt.